Die Revision der Energiemanagementnorm ISO 50001 im Jahr 2018 stellt die Unternehmen vor die Herausforderung einen validen und glaubhaften Nachweis zur fortlaufenden Verbesserung ihrer energiebezogenen Leistung zu erbringen. Die Formulierungen innerhalb der Norm zum Energiemanagementsystem sowie der Begleitnormen lassen jedoch Interpretationsspielraum für Unternehmen als auch Auditoren.
Der DIN-Normenausschuss hat nun eine Stellungnahme mit den wichtigsten Fragen hinsichtlich der Bestimmung und Darstellung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung nach der ISO 50001:2018 veröffentlicht. Das Dokument soll helfen, die in der Praxis auftretenden Unklarheiten hinsichtlich des Nachweises zur Verbersserung der energiebezogenen Leistung zu beseitigen. Wir fassen im Folgenden die aus unserer Sicht wichtigsten Klarstellungen des Normausschusses zusammen und gehen dabei gezielt auf die möglichen Konsequenzen ein.
WertE empfiehlt: Die Klarstellungen des Ausschusses sollten von jedem zertifizierten Unternehmen ernst genommen und umgesetzt werden, da davon ausgegangen werden kann, dass sich alle (externen) Auditoren an diese Anforderungen innerhalb des Zertifizierungsprozesses halten werden.
1. Wieviele Energieleistungskennzahlen (EnPI) sind zu erheben?
Eine einzige EnPI ist nicht zulässig. Es sei denn die Organisation weist nur einen wesentlichen Energieeinsatz (SEU) auf und nutzt nur einen Energieträger.
Es ist eine Kennzahl für die gesamte Organisation erforderlich, um die generelle Trendentwicklung zu erkennen. Ebenso sind für jeden wesentlichen Energieeinsatzbereich (SEU) EnPI zu erheben und entsprechend zu überwachen. Durch die Überwachung der EnPI der Gesamtorganisation in Verbindung mit den EnPI der SEU werden somit indirekt auch alle anderen (unwesentlichen) Bereiche mit überwacht. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine signifikante Verschlechterung der unwesentlichen Bereiche zu einer Verschlechterung der organisationsweiten EnPI führen kann. Dies ist hinsichtlich der Erbringung eines Nachweises zur Verbesserung zu vermeiden. Ferner impliziert diese Formulierung, dass die Hauptkennzahl der Orgsanisation ebenfalls normalisert werden muss.
Die Überwachung bzw. Normalisierung der Haupt-EnPI kann in der Praxis eine Hürde darstellen. In der Regel beeinflussen unzählige Einflussfaktoren respektive relevante Variablen die Ausprägung dieser Kennzahl. Dies erschwert einerseits die Ermittlung der relevanten Variablen als auch die Modellbildung zur Normalisierung. Es ist daher wichtig, die wesentlichen Energieeinsatzbereiche zu erkennen und jeweils für diese Bereiche normalisierte EnPI zu bilden. Die Einflussgrößen, welche auf die EnPI der SEU wirken, beeinflussen zwangsläufig ebenfalls die EnPI der Organisation. Somit sind nach Analyse der SEU bereits konkrete Zusammenhänge ableitbar.
WertE empfiehlt: Da ab 21.02.2020 alle Audits nach der Revision 2018 durchgeführt werden müssen, sollten sich Unternehmen frühzeitig Gedanken darüber machen, welche EnPI erhoben werden müssen (und kurzfristig können), um den Nachweis zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung zu erbringen. Für Hilfestellungen hinsichtlich der systematischen Aufnahme, Aufbereitung und Analyse der notwendigen Daten kommen Sie gerne auf uns zu. Ferner weisen wir auf unsere Veranstaltung am 27.02.2020 hin.
2. Was sind EnPI?
Werden Kennzahlen ermittelt, welche keine Rückschlüsse auf die Energieeffizienz bieten, wird nicht von EnPI gesprochen. Dies ist der Fall, wenn Kennzahlen erhoben werden, deren Ausprägung aufgrund nicht erkannter Einflussgrößen nicht interpretierbar ist. Somit können nicht normalisierte Kennzahlen nicht als Nachweis zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung herangezogen werden.

Links: volatiles Verhalten ohne Aussagekraft. Rechts: Darstellung der Energieintensität in Abhängigkeit der produzierten Menge.
Im ersten Diagramm ist der Verlauf der Kennzahl Energieeinsatz im Verhältnis zur produzierten Menge (entspricht Output des Systems, z.B. die gesamte Organsation, ein Standort oder ein Prozess) zu erkennen. Der Verlauf ist als stark volatil anzusehen. Eine Interpretation dieser Kennzahl ist nicht möglich. Wird nun die Ausprägung der Kennzahl in Abhängigkeit der produzierten Menge gesetzt (siehe Bild rechts), kann der Normalverlauf der Kennzahl abgelesen werden. Es ist nun bekannt, wie sich diese Kennzahl durch Änderung der Einflussgröße Output ändert. Eine Normalisierung, d.h. eine Rückwärtsrechnung auf einen gegeben Zustand (z.B. Output bei 1.500 t) ist nun möglich. Eine EnPI wurde erstellt.
WertE empfiehlt: In der Regel ist der bedeutendste Einflussfaktor jeweils der Output der jeweiligen Prozesse. Beginnen Sie somit stets mit der Analyse dieser Zusammenhänge. Sofern mehrere Einflussfaktoren auf eine Kennzahl wirken, erhöht sich die Komplexität. Zur systematischen Analyse der Einflussgrößen kann WertE mit diversen Werkzeugen unterstützend tätig werden.
3. Erbringung des Nachweises zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung (ebL)
Es wurde klargestellt, dass sich die EnPI organisationsweit fortlaufend verbessern müssen. Es muss also ein positiver Trend erkennbar sein. Dies wird gewährleistet durch Umsetzung von Maßnahmen, der energieeffizienten Lenkung der SEU als auch durch das Umsetzen der sonstigen Anforderungen der Norm. Die Ursache der Veränderung der organistationsweiten EnPI muss demnach bekannt sein. Die Erkenntis kann durch die Ermittlung der Energieeffizienzverbesserung infolge von Energieeffizienzmaßnahmen oder Optimierungen der SEU erfolgen. Um eine Verbesserung zu ermitteln, sei es kleinteilig innerhalb der SEU oder generell in Form der organisationsweiten EnPI, müssen zwingend energetische Ausgangsbasen erstellt werden, die normalisiert werden müssen um eine Vergleichbarkeit herzustellen.
4. Welche Konsequenzen hat eine Verschlechterung der EnPI?
Werden die EnPI normalisiert und verschlechtern sich, müssen Ursachen festgestellt und Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden. Dabei kann ein Systemversagen festgestellt werden, das eine Hauptabweichung zur Folge hat. Es muss dabei immer die Frage gestellt werden: „Ist die Ursache der Verschlechterung ein Systemversagen oder eine andere?“. Hält der Trend der Verschlechterung an, ist tendenziell von einem Systemversagen auszugehen. Eine positive Zertifikatsentscheidung wird solange geblockt, bis das Problem behoben ist.
Comments are closed.